Dienstag, 29. Januar 2013

Berlin Geschichte

Geschichte

Berlin erlebt seit seiner Gründung im 13. Jahrhundert eine wechselvolle Geschichte. Ausgrabungen im Jahr 2008 zufolge, ist die Stadt sogar noch älter als bisher angenommen: Landesarchäologen fanden eine Eichenbohle, die vermutlich bereits aus dem Jahre 1183 stammt.
Kaum eine andere Metropole war so oft grundlegenden Veränderungen unterworfen und hat ihr Gesicht so häufig verändert. Während die Bedeutung Berlins stetig stieg, gab es einen Wechsel glanzvoller Epochen und dunkler Zeiten. Doch die Stadt hat es geschafft, von einer geteilten Stadt zu einem pulsierenden Zentrum Europas zu werden.
 

Die mittelalterliche Handelsstadt

Die Stadt entwickelt sich Ende des 12. Jahrhunderts aus den beiden Kaufmannssiedlungen Berlin und Cölln, gelegen zu beiden Seiten der Spree im heutigen Bezirk Mitte.
Im Jahr 2008 haben Landesarchäologen einen Eichenbalken gefunden, der vermutlich bereits aus dem Jahr 1183 stammt. Somit wäre Berlin 54 Jahre älter als bisher angenommen. Die Ausgrabungen fanden am Petriplatz statt, einem der ältesten Orte Berlins.

1237

Das Jahr 1237 gilt als offizielles Jahr der Stadtgründung. Cölln wird in diesem Jahr erstmals urkundlich erwähnt, Berlin folgt 1244.

1280

Berlin erhält ein neues Stadtsiegel, auf dem erstmals zwei Bären abgebildet sind.

1230

Bau der Nikolaikirche im heutigen Nikolaiviertel. 1292 wird die Marienkirche erstmals urkundlich erwähnt.

1307

Berlin und Cölln bilden eine Union, um die Rechte gegenüber dem Landesherrn zu sichern und auszuweiten. Im neuen, gemeinsamen Rathaus sitzen 12 Ratmannen aus Berlin und 6 aus Cölln. Nach innen behalten die Städte eigenständige Verwaltungen und Haushalte, nach außen bilden sie eine Einheit.

1356

Die Markgrafenschaft Brandenburg wird Kurfürstentum.

1360

Berlin-Cölln wird Mitglied des Hansebundes und nimmt als Vertreter der mitttelmärkischen Städte an den Tagungen in Lübeck teil. Der Kaufmanns- und Städtebund erlaubte weitreichende Handelsbeziehungen, jedoch hatte Berlin-Cölln kein großes Gewicht in dem Bündnis. 1518 wird die Stadt nach eigener Lossagung aus dem Bündnis ausgeschlossen.

1390

Am Platz der Nordwestecke des heutigen Berliner Rathauses im Bezirk Mitte wird erstmals ein Berliner Rathaus nachgewiesen.

1400

Berlin und Cölln haben rund 8.500 Einwohner und 1.100 Häuser. Die Doppelstadt besitzt drei Rathäuser, drei Hospitäler, Kirchen und Klöster mit Wohnstätten für die Geistlichkeit und den markgräflichen Hof.
 

Die kurfürstliche Residenzstadt

1411

Mit der Berufung des Nürnberger Burggrafen Friedrich VI. aus dem Hause Hohenzollern zum obersten Verweser und Hauptmann der Mark beginnt die über 500-jährige Hohenzollernherrschaft in Berlin. 1415 wird er durch König Sigismund auf dem Konstanzer Konzil als Friedrich I. zum Kurfürsten und Markgrafen von Brandenburg berufen.

1432

Berlin und Cölln schließen sich zu einer Stadtgemeinde zusammen. Zur Durchsetzung eigener Machtansprüche wird diese gemeinsame Stadtverwaltung 1442 durch Kurfürst Friedrich II. wieder aufgehoben.

1443

Auf der Spreeinsel in Cölln wird der Grundstein zum späteren Berliner Stadtschloss gelegt. Die Aus- und Umbauten bis zu seiner endgültigen Form dauern bis 1716.

1486

Kurfürst Johann Cicero macht das Schloss in Cölln zur ständigen Residenz der brandenburgischen Kurfürsten aus dem Haus Hohenzollern. Die Entwicklung zur Residenzstadt bringt einen Zugewinn an politischer Bedeutung, zugleich aber auch einen Verlust der städtischen Freiheiten.

1500

Berlin und Cölln haben ca. 12.000 Einwohner.

1539

Reformation in Brandenburg. Am 1. November nimmt Kurfürst Joachim II. in der Spandauer St. Nikolai-Kirche erstmals das Abendmahl nach lutherischem Ritus ein. Rat und Bürgerschaft von Berlin/ Cölln folgen in einer öffentlichen Feier einen Tag später. Im Sommer 1540 wird die Reformation durch eine neue Kirchenordnung für ganz Brandenburg allgemein verkündet.

1571

In Cölln wird die Gaststätte "Zum Nußbaum" eröffnet. Das auf der Südspitze der Fischerinsel gelegene Gebäude wird 1943 zerstört. Als älteste überlieferte Gaststätte Berlins wird sie 1986/87 im heutigen Nikolaiviertel rekonstruiert.

1647

Zwischen dem Stadtschloss und dem Tiergarten, dem kurfürstlichen Jagdrevier westlich der Stadt, wird eine Allee angelegt: die spätere Straße Unter den Linden.

1648

Zum Ende des dreißigjährigen Krieges hat sich die Einwohnerzahl von Berlin/Cölln auf 6.000 halbiert.

1658

Bis 1683 werden Berlin und Cölln als Festung in Form eines Sterns mit 13 Bastionen ausgebaut. Reste davon sind heute noch am Märkischen Museum zu besichtigen.

1671

Die Berliner jüdische Gemeinde wird gegründet. Bis 1700 wächst sie auf 114 Familien mit über 1.000 Personen. Ein Jahr später erfolgt die Gründung der Hugenotten-Gemeinde zu Berlin mit anfangs 100 Mitgliedern. Bis 1677 wächst ihre Zahl auf über 700 Réfugiés.

1685

Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst, erlässt das Toleranzedikt von Potsdam. Ein großer Teil der in Frankreich wegen ihres Glaubensbekenntnisses verfolgten Hugenotten lässt sich in Berlin und der Mark Brandenburg nieder. Bereits ab 1661 hat der Große Kurfürst in mehreren Edikten die Einwanderung von Neusiedlern und Glaubensflüchtlingen erleichtert.

1688

Die Einwohnerzahl erreicht 20.000. Durch die zahlreichen Einwanderer erleben Wirtschaft und Handel einen nachhaltigen Aufschwung.

1695

Kurfürst Friedrich III. lässt westlich von Berlin/Cölln bei Lietzenburg ein Schloss für seine Frau Sophie Charlotte errichten. Nach ihrem Tod 1705 wird es in „Schloss Charlottenburg“ umbenannt.

Die Hohenzollern in Berlin

  • Kurfürst Friedrich I. von Brandenburg (1371-1440), Kurfürst von 1415 bis 1440
  • Friedrich II., "der Eiserne" (1413-1471), Kurfürst von 1440 von 1470
  • Albrecht Achilles (1414-1486), Kurfürst von 1470 bis 1486
  • Johann Cicero (1455-1499), Kurfürst von 1486 bis 1499
  • Joachim I. Nestor (1484-1535), Kurfürst von 1499 bis 1535
  • Joachim II. Hektor (1505-1571), Kurfürst von 1535 bis 1571
  • Johann Georg (1525-1598), Kurfürst von 1571 bis 1598
  • Joachim Friedrich (1546-1608), Kurfürst von 1598 bis 1608
  • Johann Sigismund (1572-1619), Kurfürst von 1608 bis 1619
  • Georg Wilhelm (1595-1640), Kurfürst von 1619 bis 1640
  • Friedrich Wilhelm (1620-1688), "der Große Kurfürst", Kurfürst von 1640 bis 1688
  • Friedrich III. (1657-1713), Kurfürst 1688 - 1701, dann König bis 1713 als Friedrich I.
  • Friedrich Wilhelm I., "der Soldatenkönig" (1688-1740), König von 1713 bis 1740
  • Friedrich II., "der Große" (1712-1786), König von 1740 bis 1786
  • Friedrich Wilhelm II., "der dicke Wilhelm" (1744-1797), König von 1786 bis 1797
  • Friedrich Wilhelm III. (1770-1840), König von 1797 bis 1840
  • Friedrich Wilhelm IV. (1795-1861), König von 1840 bis 1858
  • Wilhelm I. (1797-1888), Regent 1858 - 1861, König 1861 - 1888, Kaiser 1871 - 1888
  • Friedrich III. (1831-1888), König und Kaiser 1888
  • Wilhelm II. (1859-1941), König und Kaiser von 1888 bis 1918

Die königliche Hauptstadt

1701

Am 18.01.1701 lässt sich Kurfürst Friedrich III. in Königsberg zum König Friedrich I. in Preußen krönen. Berlin wird königliche Residenzstadt.

1709

König Friedrich I. verfügt die Vereinigung der fünf Städte Berlin, Cölln, Friedrichswerder, Dorotheenstadt und Friedrichstadt zur Haupt- und Residenzstadt Berlin. Die vereinigte Stadt hat 55.000 Einwohner.

1717

In Berlin wird die allgemeine Schulpflicht eingeführt. Deren Umsetzung dauert noch einige Jahrzehnte.

1726

Durch königliche Kabinettsorder Friedrichs I. entsteht aus einem 1709 errichteten Pesthaus am unteren Ende der Spree die Charité. Heute ist sie das älteste Krankenhaus Berlins und zugleich die älteste medizinische Bildungseinrichtung in Deutschland.

1732

Bis 1739 kommen rund 1.200 böhmische Glaubensflüchtlinge nach Berlin. 1737 gründen sie Böhmisch-Rixdorf (heute Neukölln).

1734

Bis 1737 wird die 1658-83 errichtete Stadtbefestigung abgerissen und durch eine 14,5 km lange Zoll- ("Akzise"-) Mauer ersetzt. Das umgrenzte Gebiet umfasst 1.330 Hektar mit 80.000 Einwohnern. Bis 1841 bleibt diese Fläche nahezu unverändert.

Unter Friedrich dem Großen entwickelt sich Berlin ab 1740 zu einem Zentrum der Aufklärung und intensiver Bautätigkeit. Die in dieser Zeit entstandenen Repräsentationsbauten prägen noch heute das Stadtbild rund um die Straße Unter den Linden: das Zeughaus (Fertigstellung bereits 1707 - Foto), das Kronprinzenpalais (1732), das Opernpalais (1737), die Staatsoper (1742), das Prinz-Heinrich-Palais (1756, heute Humboldt-Universität), die St. Hedwigs-Kathedrale (1773) und die Alte Bibliothek (1780).

1763

Friedrich II. erwirbt die vom Kaufmann Johann Ernst Gotzkowsky 1761 an der Leipziger Straße eröffnete Porzellanmanufaktur und gründet die „Königliche Porzellanmanufaktur“ (KPM). Die erste Porzellanmanufaktur in Berlin war 1751 vom Wollfabrikanten Wilhelm Caspar Wegely in der Neuen Friedrichstraße eröffnet worden.

1764

In der Berliner Behrenstraße eröffnet das erste deutschsprachige Theater. Vorher gab es nur fremdsprachige, überwiegend französische Aufführungen. Die erste Theateraufführung in Berlin ist für das Jahr 1541 im Cöllner Schloss nachgewiesen.

1770

Der 1647 angelegte Reitweg vom Stadtschloss zum Tiergarten wird zur Prachtstraße ausgebaut (Unter den Linden).

1791

Das von Carl Gotthard Langhans ab 1788 errichtete Brandenburger Tor wird eingeweiht. 1793 wird die von Johann Gottfried Schadow geschaffene Quadriga aufgesetzt.

1792

Als erste gepflasterte Landstraße Preußens wird die Chaussee von Berlin nach Potsdam eröffnet.

1795

Die erste Dampfmaschine läuft in Berlin. Der Baumwollfabrikant Johann Georg Sieburg setzt die aus England stammende Maschine zum Antrieb von Spinnmaschinen ein.

1800

Berlin hat rund 170.000 Einwohner, darunter 25.000 Soldaten, und 7.200 private Häuser und öffentliche Gebäude.

1805

Der unmittelbar vor der Stadtmauer gelegene Ochsenmarkt und Exerzierplatz erhält zu Ehren des russischen Zaren Alexander I., der im Oktober 1805 in Berlin weilt, den Namen Alexanderplatz.

1806

Am 27. Oktober zieht der französische Kaiser Napoleon mit seinen Truppen durch das Brandenburger Tor in Berlin ein. Die Stadt bleibt bis zum Dezember 1808 von französischen Truppen besetzt. Die französische Fremdherrschaft in Preußen konnte erst 1814 endgültig beendet werden.

1809

Eine neue, vom Freiherrn vom Stein entwickelte preußische Städteordnung tritt in Kraft und gewährt Berlin weitgehende Selbstverwaltungsrechte. Erstmals wird eine Stadtverordnetenversammlung gewählt, die dem König einen Kandidaten für das Oberbürgermeisteramt benennt.

1810

Im Prinz-Heinrich-Palais Unter den Linden wird Berlins erste Universität eröffnet, die heutige Humboldt-Universität. Ihr erster Rektor ist Johann Gottlieb Fichte.

1816

In der 1804 gegründeten Königlichen Eisengießerei an der Panke wird die erste Dampflokomotive des Kontinents fertig gestellt.

1824

Das wirtschaftliche Wachstum der Stadt führt zu einem starken Zuzug von Arbeitskräften. In der Gartenstraße vor dem Hamburger Tor entstehen die ersten Mietskasernen.

1826

Unter den Linden wird die erste Gasbeleuchtung Berlins in Betrieb genommen.

1830

Als erster Museumszweckbau in Preußen wird am Lustgarten auf der Spreeinsel das von Karl-Friedrich Schinkel errichtete Alte Museum eröffnet.

1837

August Borsig legt den Grundstein für seine Maschinenfabrik an der Chausseestraße in Wedding. Daran anschließend sollten zahlreiche, später zum Teil weltberühmte Industriebetriebe folgen, z.B. Siemens (1847), Schwartzkopff (1852), Schering (1864), AEG (1883).

1838

Potsdam und Berlin werden durch die erste Eisenbahnlinie in Preußen miteinander verbunden.

1844

Am Südwestrand des Großen Tiergartens wird als erster Zoo Deutschlands der Zoologische Garten eröffnet. Bis 1900 ist er der größte Tierpark der Welt.

1846

Als Gegenstück zum (königlichen) Tiergarten wird auf einem ehemaligen Weinbergsgelände im dicht besiedelten Osten als erste Erholungsstätte für alle Stände der 52 Hektar große Volkspark Friedrichshain errichtet (offizielle Eröffnung 1848). Er ist bis heute nach dem Großen Tiergarten Berlins größte Parkanlage und hat dem umgebenden Bezirk seinen Namen gegeben.

1847

Die wachsende Stadt wird zum Magneten für Zuwanderer. Die Einwohnerzahl Berlins einschließlich der angrenzenden Siedlungsgebiete wächst auf über 400.000. Die zunehmende Mechanisierung führt zur Verelendung großer Bevölkerungsteile. 40 Prozent des städtischen Haushalts nimmt die Armenfürsorge in Anspruch.

1848

Soziale Not und die Einschränkung politischer Freiheiten führen im März zum Ausbruch der bürgerlich-demokratischen Revolution in Berlin. Nach anfänglichen Erfolgen endet sie im November 1848 mit dem Einmarsch von 13.000 preußischen Soldaten unter General Friedrich von Wrangel und der Verhängung des Belagerungszustand bis Ende Juli 1849. Die meisten toten Aufständischen werden auf dem „Friedhof der Märzgefallenen“ im Volkspark Friedrichhain bestattet. Auch der „Platz des 18. März“ westlich des Brandenburger Tors erinnert noch heute an dieses Ereignis.

1856

Das erste Wasserwerk Berlins geht in Betrieb. Es ist Teil eines umfassend geplanten modernen Wasserversorgungssystems.

1861

Durch Eingemeindungen mehrerer Vorstädte (Wedding, Gesundbrunnen und Moabit sowie Teile der Feldmarken von Charlottenburg, Schöneberg, Tempelhof und Rixdorf) wächst die Fläche des Berliner Stadtgebietes von 35 auf 59 Quadratkilometer, die Einwohnerzahl steigt auf rund 550.000.

1869

Das neue (heutige) Berliner Rathaus wird fertig gestellt. Wegen seiner roten Klinkerarchitektur wird es bald „Rotes Rathaus“ genannt.

1871

Berlin hat 826.815 Einwohner in den Stadtgrenzen und 105.169 in seinen Vororten.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Zur Quelle:
 
 
 

Geschichte Wilmersdorfs im Überblick


Erste urkundliche Erwähnung

Leider existiert keine Gründungsurkunde für den Ort Wilmersdorf, so dass sein Entstehungsdatum wie auch das Berlins und der meisten Orte seiner Umgebung nicht exakt feststellbar ist. Sie entstanden im Rahmen der "Ostsiedlung", der Besiedlung der Mark Brandenburg im 12. und 13. Jahrhundert. Wilmersdorf und Schmargendorf wurden vermutlich im 13. Jahrhundert auf dem Teltow, einer Landschaft im Südwesten Berlins gegründet. Im Falle Schmargendorfs spricht auch die Datierung seiner Dorfkirche für diesen Zeitraum.
Der Ort "Willmerstorff" wird erstmals 1293 in einem Nebensatz erwähnt: In einer Urkunde für das Benediktinernonnenkloster Spandau wird festgestellt, dass das zu Wilmersdorf eingepfarrte Dorf Lützow, das 1720 in das 1705 gegründet Charlottenburg eingemeindet wurde, einen Scheffel Roggen für das Pfarrrecht zu geben hat. Schmargendorf wurde 1354 erstmals erwähnt. Der Name "Schmargendorf" entstand aus "Margrevendorf = Markgrafendorf".

Die Dörfer Wilmersdorf und Schmargendorf

Die slawische Urbevölkerung Brandenburgs hatte wenig feste Siedlungsformen geschaffen, und so begannen die Neusiedler aus Schwaben, Thüringen, aus Flandern und Westfalen im 13./14. Jahrhundert mit ihren bereits fortgeschrittenen landwirtschaftlichen Methoden - vor allem der Dreifelderwirtschaft - das Land um Wilmersdorf und Schmargendorf zu bebauen.
Zunächst wechselten hier die Besitzverhältnisse ständig. Reiche Berliner Bürger, der Klerus, Adelige, besonders die Familien derer von Wilmersdorf, und der jeweilige Landesfürst wechselten sich ab. Schließlich geriet Schmargendorf ganz in den Besitz derer von Wilmersdorf, während Wilmersdorf zum landesfürstlichen Dominalgut wurde. Das Rückgrat der Landwirtschaft war die ausgedehnte Schafzucht. Im Halensee und im später verlandeten Wilmersdorfer See betrieben die Siedler Fischfang. Bereits im 15. Jahrhundert hatten die von Wilmersdorffs Besitz in Schmargendorf
Bis zum Jahr 1708 musste der Wilmersdorfer Pfarrer das relativ weit entfernte Dorf Lietzow, das heutige Charlottenburg, mitversorgen. Daher hieß der Verbindungsweg dorthin, die heutige Brandenburgische Straße, auf alten Plänen Priesterweg. Mit der Berliner Residenz verband die Wilmersdorfer seit dem 16. Jahrhundert der "Churfürstendamm". Kurfürst Joachim II. hatte schon bald nach der Erbauung des Jagdschlosses am Grunewaldsee im Jahre 1542 durch das sumpfige Gelände einen Knüppeldamm zum Berliner Schloss anlegen lassen, der vor allem von den kurfürstlichen Jagdgesellschaften genutzt wurde.
Einige Berliner errichteten sich in Wilmersdorf Sommerwohnsitze, in gemessener Entfernung zum Trubel der immer schneller wachsenden preußischen Hauptstadt.
1765 kaufte der Berliner Kaufmann Cornelius Adrian Hesse ein Bauernhaus am Rand der Dorfstraße (heute Wilhelmsaue 126) und baute es zum schmucken Landhaus um, das später nach seinem neuen Besitzer, dem bekannten Berliner Augenarzt August Schoeler, der es 1893 erwarb, "Schoeler-Schlösschen" genannt wurde. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde es für die Hitlerjugend aufgestockt, auch die Fassade wurde stark verändert. Jetzt soll es mit Hilfe der Stiftung Denkmalschutz restauriert werden.
Ein anderes bekanntes Wilmersdorfer Landhaus gehörte dem Maler Wilhelm Fechner. Es stand bis 1964 an der Ecke Brandenburgische und Konstanzer Straße. Dann musste es einem Neubau der BfA (Bundesversicherungsanstalt für Angestellte) weichen. Wilhelm Fechners Sohn Hanns hat in seinen Kindheits- und Jugenderinnerungen das Dorf um 1870 geschildert:
"Um die Hauptstraße, die Aue in Wilmersdorf, mit ihrem urtümlichen Gemeindeteichlein, auf dem sich die Enten und Gänse in buntem Durcheinander tummelten, ihren schönen uralten Linden und Kastanien, lagen die Gehöfte der Großbauern in Wilmersdorf...".
Zu einem der beliebtesten Ausflugsziele avancierte das "Seebad Wilmersdorf". Otto Schramm kaufte 1879 am Wilmersdorfer See (heute Volkspark) einen Morgen Land, eröffnete eine Badeanstalt und ein Restaurationsgebäude und baute einen großen Tanzpalast an. "Gehn wir zu Schramm" wurde in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts zum geflügelten Wort für die Berliner Erholungssuchenden.

Wilmersdorf auf dem Weg zur Großstadt

Den ersten Plan, Wilmersdorf mit Berlin durch ein Straßennetz zu verbinden, entwickelte Johann Anton Wilhelm von Carstenn. Er sah voraus, dass die Hauptstadt des 1871 gegründeten Kaiserreiches sich schnell ausdehnen würde:
Berlin und Potsdam sollten eine Stadt werden, verbunden durch den Grunewald als Park, so die Vision von Carstenn. In Wilmersdorf kaufte er 1870 das Gelände des ehemaligen Rittergutes, ließ hier sehr prächtig die Kaiserallee, die heutige Bundesallee, und ein streng geometrisches System aus Straßen und Plätzen anlegen, das noch heute existiert: die "Carstenn-Figur" mit dem Nikolsburger, Prager, Nürnberger und Fasanenplatz im Norden und im Süden dem Ortsteil Friedenau.
Den Plan einer Landhaussiedlung konnte Carstenn nicht mehr verwirklichen, er musste Konkurs anmelden. Das Gebiet um die neu angelegten Straßen blieb zunächst, bis auf einige alleinstehende Villen, unbebaut. 1880 wurde das traditionsreiche Joachimsthalsche Gymnasium an der Kaiserallee, heute Bundesallee, eröffnet. In dem prächtigen neoklassizistischen Hauptgebäude sind heute Räume der Musikhochschule und eine Filiale der Stadtbibliothek untergebracht.
Um 1890, also 20 Jahre nach der Carstennschen Erschließung begann die Bebauung, die sich mit rapider Geschwindigkeit auf fast die gesamte Wilmersdorfer Fläche ausdehnte. Statt einer Landhaussiedlung entstanden nun fünfgeschossige Mietshäuser. Innerhalb weniger Jahre wuchs Wilmersdorf von einem kleinen Ort mit knapp 5.000 Einwohnern zu einer Großstadt mit über 100.000. 1906 erhielt es Stadtrechte, 1907 schied es aus dem Kreis Teltow aus.
Die Wilmersdorfer Stadtväter taten alles, um steuerkräftige Berliner Familien anzulocken. Sie konkurrierten dabei mit den beiden anderen westlichen Vororten Charlottenburg und Schöneberg. Prächtige Schulen wurden gebaut, wie das Victoria-Luise-Lyceum an der Gasteiner Straße (heute Goethe-Gymnasium).
1913 wurde die U-Bahnlinie vom Wittenbergplatz bis Krumme Lanke mit den aufwendig gestalteten Bahnhöfen Heidelberger Platz, Rüdesheimer Platz u.a. feierlich eröffnet. Die Verkehrserschließung war das Startsignal für die Anlage der "Rheingau-Siedlung" einer Gartenterrassenstadt rund um den Rüdesheimer Platz.
Schon 1897 wurde die evangelische Auenkirche eingeweiht, die das Dorfkirchlein an der Wilhelmsaue ersetzte, das wenig später abgerissen wurde. Im selben Jahr konnte die katholische Gemeinde ihre erste freistehende große Kirche St. Ludwig einweihen. Sie erhielt ihren Namen im Gedenken an den Zentrumspolitiker Ludwig Windthorst und dessen Namenspatron, Ludwig IX. dem Heiligen, König von Frankreich. Die Lilie aus dem Wappen der Bourbonen ist in der Kirche vielfach zu sehen - dieselbe Lilie, die das Wilmersdorfer Wappen ziert.
Das Rittergeschlecht "derer von Wilmerstorf", das seit dem sechzehnten Jahrhundert in Wilmersdorf und Schmargendorf ansässig war, führte das Lilienwappen, die Großstadt Deutsch-Wilmersdorf übernahm es 1906 als ihr Stadtwappen. In der am 3.10.1955 durch Senatsbeschluss verliehenen Fassung mit der Mauerkrone und dem Berliner Bären war es das offizielle Bezirkswappen bis zur Fusion mit Charlottenburg am 1.1.2001.

Schmargendorf

Der Ort Schmargendorf erhielt 1899 den Status eines selbständigen Amtsbezirks. Als das Rathaus Schmargendorf 1900-02 gebaut wurde, war das Dorf ein kleiner aber schnell wachsender Ort mit nicht viel mehr als 2.000 Einwohnern, der aber als Ausflugsziel am Grunewald mit vielen Gaststätten bekannt geworden war, vor allem seit Eröffnung des Ringbahnhofs Schmargendorf 1883 (heute Heidelberger Platz). Rainer Maria Rilke, der von 1898 bis 1900 mit Lou Andreas-Salomé in der "Villa Waldfrieden" an der Hundekehlestr.11 lebte, beklagte sich über den Lärm aus den nahen Gartenlokalen. Die Gemeinde war vor allem durch die Umsatzsteuer aus Grundstücksverkäufen der Bauern reich geworden, unter anderem für den Ausbau des Hohenzollerndamms seit 1899 zum breiten Boulevard nach dem Muster des Kurfürstendammes. Bei der Bildung Groß-Berlins 1920 wurde die Gemeinde Schmargendorf (11.581 Ew.) mit der Großstadt Wilmersdorf und der Gemeinde Grunewald zum 9. Bezirk Wilmersdorf verbunden.

Die Villenkolonie Grunewald

Mit dem Ausbau des Kurfürstendammes zum Prachtboulevard des Berliner Westens entstand seit 1889 an seinem westlichen Ende ein neues nobles Wohnviertel, die Villenkolonie Grunewald. Fürst Bismarck persönlich hatte dafür gesorgt, dass der preußische Fiskus 234 Hektar Waldgebiet an ein Bankenkonsortium verkaufte, das im Gegenzug die Finanzierung zum Ausbau des Kurfürstendamms übernahm. 1886 - mit der Eröffnung der Dampfstraßenbahn von Bahnhof Zoo nach Halensee - wurde der neue Boulevard eingeweiht und entwickelte sich schnell zur City-Filiale des Neuen Berliner Westens mit zahlreichen Cafés, Ladengeschäften, Revuetheatern, Tanzlokalen und Kinos.
Das für die Villenkolonie vorgesehene sumpfige Waldgelände wurde zunächst trockengelegt, wodurch die künstlich angelegten Grunewaldseen Diana-, Koenigs-, Hertha- und Hubertussee entstanden.
In der Kolonie Grunewald, die 1899 den Status einer selbständigen Landgemeinde erhielt, siedelten sich vor allem Bankiers, Unternehmer, Professoren, erfolgreiche Künstler und Schriftsteller an und genossen bis zur Eingemeindung nach Berlin im Jahre 1920 die Steuervorteile der Landgemeinde Grunewald. Die damals weltbekannte Opernsängerin Lilli Lehmann zählte zu den ersten Bewohnerinnen, es folgten Persönlichkeiten wie der ehemalige deutsche Außenminister Walther Rathenau, der Physiker Max Planck, der Theaterkritiker Alfred Kerr, die Schriftsteller Gerhart Hauptmann, Vicki Baum, Lion Feuchtwanger, der Verleger Samuel Fischer, die Bankiers Franz und Robert von Mendelssohn, die Verlegerfamilie Ullstein, und viele andere. Bis in die dreißiger Jahre hinein prägten diese Bewohner den Ruf der Villenkolonie als kulturelles Zentrum.

Wilmersdorf in den 20er Jahren

Wilmersdorf lag im Neuen Westen Berlins, der seit der Jahrhundertwende besonders viele Künstler und Intellektuelle anzog. Rund um den Kurfürstendamm war eine neue attraktive City mit zahlreichen Cafés und Theatern entstanden und der Grunewald war nicht weit. Erich Kästner, Bert Brecht, Helene Weigel, George Grosz, Anna Seghers, Erich Maria Remarque, Max Pechstein und viele andere lebten hier.
Nach der russischen Revolution zogen auch tausende russischer Emigranten nach Wilmersdorf, wo deshalb eine eigene Kirche für die russisch-orthodoxe Gemeinde gebaut wurde. Außerdem entstand hier eine schwedische Gemeinde mit eigenem Gotteshaus, 1928 wurde die islamische Moschee eingeweiht, die jüdische Gemeinde unterhielt drei Synagogen in Wilmersdorf. Toleranz und Weltoffenheit schienen hier selbstverständlich.
Die größte jüdische Organisation in Deutschland, der "Central-Verein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens C.V.", eröffnete 1930 ihre Hauptgeschäftsstelle in der Emser Straße 42. Um die Ecke, in der Pariser Straße 44, residierte der Philo-Verlag, der das renommierte "Philo-Lexikon" herausgab.
1927 - 1929 ließen die "Berufsgenossenschaft deutscher Bühnenangehöriger" und der "Schutzverband deutscher Schriftsteller" um den damaligen Laubenheimer Platz (heute: Ludwig-Barnay-Platz) drei Wohnblocks für ihre Mitglieder errichten. In dieser "Künstlerkolonie" lebten unter anderem Ernst und Karola Bloch, Ernst und Eva Busch, Axel Eggebrecht, Alfred Kantorowicz, Arthur Koestler und Manès Sperber. Wegen der politischen Gesinnung ihrer Mitglieder, die lange Zeit versuchten, dem heraufziehenden Nationalsozialismus die Stirn zu bieten, wurde die Künstlerkolonie im Volksmund "Roter Block" genannt.

Wilmersdorf während der NS-Zeit

Die Nationalsozialisten bereiteten der kulturellen Blütezeit der Weimarer Republik ein schnelles Ende. Von Wilmersdorf aus ging ein Großteil der aus politischen Gründen oder wegen ihrer jüdischen Herkunft verfolgten Künstler und Intellektuellen ins Exil: Grippekrank floh der Theaterkritiker Alfred Kerr aus seiner Grunewaldvilla nach Prag, nachdem er von Polizisten gewarnt worden war. Der Aktionsherausgeber Franz Pfemfert verließ seine Wohnung in der Nassauischen Straße, nachdem Kriminalbeamte ihn vor der Gestapo gewarnt hatten. Der Schriftsteller Heinrich Mann flüchtete aus seiner Wilmersdorfer Wohnung in der Fasanenstraße 61 nach einer letzten Warnung und Mahnung des französischen Botschafters in Berlin.
Eine der ersten großen Razzien nach dem Reichstagsbrand fand in der Künstlerkolonie am Laubenheimer Platz statt.
Wilmersdorf wurde zum Standort vieler Verwaltungszentren des NS- Staates. Rund um den Fehrbelliner Platz entstanden Dienstgebäude der Deutschen Arbeitsfront (DAF) und der Reichsgetreidestelle. Am Bismarckplatz in Grunewald baute der Reichsarbeitsdienst (RAD) ein riesiges Verwaltungsgebäude. Das heutige Rathaus Wilmersdorf am Fehrbelliner Platz 4 wurde 1943 als Verwaltungsgebäude für das Oberkommando des Heeres errichtet.
Während des staatlich organisierten Pogroms vom 9. November 1938, der sogenannten "Reichskristallnacht", wurden die drei Wilmersdorfer Synagogen "Friedenstempel" in Halensee, die Synagoge Grunewald in der Franzensbader Straße und die Synagoge Wilmersdorf in der Prinzregentenstraße durch Brandstiftung vernichtet.
Wilmersdorf war ein Bezirk mit einem besonders hohen Anteil jüdischer Bevölkerung. Bis 1933 lebten hier etwa 30.000 Juden, was einem Gesamtbevölkerungsanteil von etwa13% entsprach, während er in ganz Berlin nur 3,8% betrug. Seit 1941 wurden vom im idyllischen Villenviertel gelegenen Bahnhof Grunewald aus zehntausende jüdischer Bürger Berlins direkt in die Vernichtungslager deportiert. Seit Oktober 1991 erinnert das Mahnmal des Künstlers Karol Broniatowski an die düstere Geschichte des Vorstadtbahnhofs.

Wilmersdorf nach dem Zweiten Weltkrieg

Viele Jahrzehnte bleiben die Folgen der Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges im Wilmersdorfer Stadtbild sichtbar. Der Wiederaufbau mit geringen Mitteln und eine zeitweise nur am Autoverkehr orientierte Stadtplanung haben viel historische Bausubstanz zerstört. Der autobahnähnliche Ausbau der Bundesallee die ganze Stadtviertel zerschneidet, und die verkehrsumtoste Unwirtlichkeit des Rathenauplatzes am westlichen Ende des Kurfürstendamms, sind typische Beispiele.
Doch seit Ende der 70er Jahre hat der Bezirk große Anstrengungen unternommen, einige Wilmersdorfer Plätze wieder attraktiv und lebenswert zu gestalten: Fasanen-, Prager, Ludwigkirch-, Heinrietten- oder Rüdesheimer Platz sind in der dicht bebauten Innenstadt zu beliebten Aufenthaltsorten geworden.

Wilmersdorf heute

Wilmersdorf teilt sich den Forst Grunewald mit Zehlendorf. Ein markantes Ausflugsziel ist der Grunewaldturm an der Havel. Der mit Trümmerschutt künstlich geschaffene Teufelsberg dient im Winter den Rodlern und Skifahrern, im Sommer den Drachenfliegern und Bergsteigern als Freizeitdorado. Im Ökowerk am Teufelssee sind vorbildliche Formen des Umgangs mit der Natur zu besichtigen und zu erlernen. Mit den Tennisplätzen in Grunewald und dem Eisstadion an der Fritz-Wildung-Straße stehen attraktive Sportstätten zur Verfügung, wo auch hochkarätige Begegnungen stattfinden.
Wilmersdorf blieb bis zur seiner Fusion mit Charlottenburg mit etwa 140.000 Einwohnern und wenig Industrie in erster Linie Wohnbezirk. Neben ruhigen Wohnquartieren wie dem großzügigen Villenvorort Grunewald oder dem kleinstädtisch, behäbig wirkenden Schmargendorf gibt es die dicht bebaute Wilmersdorfer Innenstadt mit all ihren Problemen. Eines der spektakulärsten Wohnbauprojekte Berlins überhaupt, die Autobahnüberbauung an der Schlangenbader Straße, umfasst mehr als tausend Wohnungen.
Rund um den Fehrbelliner Platz befindet sich heute das größte Berliner Verwaltungszentrum mit der BfA, der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte, der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und dem Rathaus Wilmersdorf.
Viele Wissenschafts- und Kulturbetriebe haben sich in Wilmersdorf angesiedelt: das Wissenschaftskolleg, das Max-Planck-Institut für Bildungsforschung und neben vielen kleinen Galerien und einigen http://www.berlin.de/ba-charlottenburg-wilmersdorf/bezirk/lexikon/geschichtewilmersdorf.htmlTheatern eine der renommiertesten Bühnen Berlins, die Schaubühne am Lehniner Platz.
Nach dem Fall der Mauer und der Wiedervereinigung Berlins wurde auch in Wilmersdorf viel Neues gebaut. Von der Architekturkritik hoch gelobt wurde das 1996 am Autobahn-Stadtring fertiggestellte Bürocenter Kronprinzendamm von Hilde Léon und Konrad Wohlhage - gemeinhin "Zitrone" genannt. Außerdem entstanden in Grunewald und Schmargendorf eine Reihe von Botschaftsresidenzen und Botschaften.
Seit dem 1.1.2001 sind Wilmersdorf, Schmargendorf und Grunewald Ortsteile des Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf.
 
Zur Quelle:

Berlin Wilmersdorf

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Wilmersdorf ist ein Ortsteil im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf von Berlin. Der historische Kern Alt-Wilmersdorf befindet sich an der Straße Wilhelmsaue. Bis zur Fusion mit dem ehemaligen Bezirk Charlottenburg im Jahr 2001 gab es einen eigenständigen Bezirk Wilmersdorf im Westteil von Berlin. Dieser umfasste die heutigen Ortsteile Halensee, Schmargendorf, Grunewald und den namensgebenden Ortsteil Wilmersdorf.

Siedlungsgeschichte

Die Gründung erfolgte vermutlich nach 1220 im Zuge des Landesausbaus der jungen Mark Brandenburg, zu deren Stabilisierung die askanischen Markgrafen Siedler ins Land riefen. Ein Dorf der slawischen Vorbevölkerung hat hier sehr wahrscheinlich nicht bestanden. 1293 wurde Wilmerstorff erstmals urkundlich erwähnt.
Die Siedler aus Schwaben, Thüringen, Flandern und Westfalen lebten von der Landwirtschaft und vom Fischfang im Wilmersdorfer See, der zur eiszeitlichen Glazialen Rinne der Grunewaldseenkette gehörte und 1915 nach langen Verlandungsprozessen zugeschüttet wurde. Nach wechselnden Besitzverhältnissen wurde Wilmersdorf zum landesfürstlichen Dominalgut, während Schmargendorf der namensgebenden Familie Wilmersdorf zufiel. Ausgedehnte Schafzuchten standen lange im Mittelpunkt der Arbeit.

Millionenbauern in der Gründerzeit

Schrammblock, Hildegard- Ecke Schrammstraße
Wohnblocks „Am Schoelerpark“
Mitte des 18. Jahrhunderts erwarben die ersten Berliner der rasant wachsenden Stadt Land und Bauernhäuser in „Deutsch-Wilmersdorf“ und richteten sich Sommersitze in der Wilhelmsaue ein, dem ursprünglichen Dorfkern, der heute zwischen Mehlitz- und Blissestraße liegt. Bodenspekulanten, Bauinvestoren sowie die auf Raum angewiesene Berliner Ringbahn kauften Mitte des 19. Jahrhunderts verschiedenen Großbauern ihre Felder ab, die dank des unerwarteten Geldsegens als Millionenbauern in die Geschichte eingingen, wie die Familien Gieseler und Mehlitz.
Darunter auch Otto Schramm, der mit der Badeanstalt am Wilmersdorfer See (siehe dort) und dem berühmten Tanzpalast Schramm den Ruf als Seebad Wilmersdorf begründete. Mit der Zuschüttung des Sees endete diese Ära, auf dem Seegelände entstanden Sportplätze, die in den 1920er Jahren in den Grünzug Volkspark Wilmersdorf einbezogen wurden. Dieser innerstädtische Grünzug in der ehemals sumpfigen Niederung (Fenn) reicht vom benachbarten Schöneberger Rudolph-Wilde-Park über den Fennsee bis zum Stadtring. Auf dem Gelände der Badeanstalt wurde zwischen 1925 und 1928 nach Plänen des Architekten Jürgen Bachmann der sogenannte „Schrammblock“ erbaut. Die Wohnanlage mit einer der ersten unterirdischen Großgaragen, mit Hofterrassen und Vorgärten füllt das gesamte Viereck zwischen den Straßen Am Volkspark, Schrammstraße, Hildegardstraße und Livländische Straße in einem Gebäudezug.

Zur Quelle:

http://de.wikipedia.org/wiki/Berlin-Wilmersdorf